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Psychoonkologie: Hilfe für die Seele von Krebspatienten - Seite 2

Krebs ist auch eine außergewöhnliche Belastung für die Angehörigen eines Erkrankten. „Manchmal arbeite ich nur mit dem Ehepartner“, berichtet Psychologin Schumacher. Neben der Sorge, Mann oder Frau zu verlieren, müsse der Gesunde oft allein die Familie versorgen. Dazu kommt, dass es vielen Angehörigen schwer fällt, offen mit dem kranken Partner über ihre Ängste zu reden. Hier bieten Psychoonkologen Hilfe durch Einzel- und Paargespräche. Wie verunsichert Familienmitglieder sind, erlebt Sozialpädagogin Bernet-Dörrich oft: „Sie stellen sich Fragen wie: Was kann ich tun? Könnte ich das auch kriegen? Bin ich schuld?“ Diesen Befürchtungen begegnet sie, indem sie die Kommunikation in der Familie fördert. Dazu gehört auch die Frage nach den Bedürfnissen der Kinder. Sie müssen wissen, was sich zu Hause verändert und wie sie damit umgehen können, sagt Bernet-Dörrich. „Anders als Erwachsene können sie sich nicht eigenständig Unterstützung holen.“

Psychoonkologen stellen Kontakt zu Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige her. Zudem vermitteln sie Kurse für Entspannungstechniken. Denn wenn die Gedanken nur ums Kranksein kreisen, sei es wichtig sich wenigstens eine Entspannungsinsel pro Tag verfügbar zu machen, sagt Pia Heußner. Kreativtechniken wie Mal-, Kunst- oder Gestaltungstherapie helfen Patienten, ihre Gedanken auszudrücken, die sie nicht im Worte fassen können. Psychoonkologen erkennen aber auch, wenn Krebskranke in eine psychische Krise geraten und psychotherapeutische Hilfe brauchen. Je nach Ausbildung können sie selbst eine Therapie anbieten oder an eine geeignete Einrichtung überweisen.

Alle Maßnahmen zielen auf eine bessere Lebensqualität für die Betroffenen ab. „Es ist unseriös zu versprechen, dass sich durch psychologische Betreuung das Leben von Krebspatienten verlängert“, warnt Schumacher vor zu großen Erwartungen.
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Psychoonkologie: Auch die Familie braucht Unterstützung - weiter lesen auf FOCUS Online

In der Psychoonkologie sind vor allem Psychologen, Mediziner und Sozialpädagogen tätig. „Psychoonkologe“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Wer den Zusatz „WPO“ trägt, hat die Weiterbildung Psychosoziale Onkologie belegt, die die Berufsverbände Deutsche Arbeitsgemeinschaft für psychosoziale Onkologie und die Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft entwickelt haben. Der Zusatz „DKG“ verweist auf Lehrgänge, die die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert. Seit 2010 existieren einheitliche Kriterien für die Weiterbildung zum Psychoonkologen.

In größeren Krankenhäusern ist die Berufsgruppe inzwischen verbreitet. Spezialisierten Organtumorzentren ist die Betreuung durch Psychoonkologen sogar vorgeschrieben, damit die Deutsche Krebsgesellschaft sie anerkennt. Pia Heußner und Andrea Schumacher nehmen auf ihren Stationen regulär an der Visite und an Stationskonferenzen teil. „In Arztpraxen und Tageskliniken ist die Psychoonkologie noch nicht so präsent“, sagt Heußner. Ambulante Hilfe finden Betroffene unter anderem in Krebsberatungsstellen wie die Einrichtung, in der Rita Bernet-Dörrich arbeitet. „Die meisten kommen zu uns aus Eigeninteresse, manche wurden von ihrem Arzt oder von Klinik-Sozialdiensten an uns verwiesen“, sagt sie. Zudem gibt es niedergelassene Psychoonkologen, die vor allem eine langfristige Betreuung sicherstellen. Datenbanken mit Adressen von Krebsberatungsstellen und Psychoonkologie-Praxen bietet der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.
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